ICE TD - die Drehgestelle und die Neigetechnik

Drehgestelle und Neigetechnik im ICE TD


Beim ICE TD kommen keine Pendolino-Neigedrehgestelle zum Einsatz, sondern neu entwickelte luftgefederte Trieb- und Laufdrehgestelle mit Neigetechnik. Diese Drehgestelle wurden unter der Federführung von Siemens Verkehrstechnik in Erlangen bei Siemens-SGP in Graz entwickelt. Das Drehgestell setzt sich aus den Teilen Drehgestellrahmen, Pendelträger, Neige-Traverse, elektromechanischem Stellglied, Querzentrierung, Radsätze mit Lagerung und der Primärfederung, der Sekundärfederung und dem Antrieb zusammen.

Der Drehgestellrahmen besteht aus zwei in der Mitte durchgekröpften Langträgern, die in Kastenform zusammengeschweißt sind und wurde als offener, doppelter H-Rahmen ausgeführt. Die Radsätze werden in einer Schwinge, die elastisch am Längsträger angelenkt ist, geführt. Zwei Stahlfedern je Radsatzlager bilden die Primärfederung. Dabei sind die Stahlfedern mit Gummischichtfedern in Rehe geschaltet. Somit wird eine optimale Körperschallisolierung erreicht. Die Primärfederung wird durch jeweils einen vertikal wirkenden hydraulischen Dämpfer unterstützt. Der aus Stahlblech zusammengeschweißte Pendelträger (Wiege) dient als Zusatzluftbehälter. Zwei Luftfedern mit integrierter Gummi-Notfeder zwischen Drehgestellrahme und dem Pendelträger sind in der Sekundärstufe je Drehgestellrahmen vorgesehen.

Drehgestell am 605 im Januar 2004 nach der Stilllegung der Baureihe

Zwei Wankstützen, bestehend aus zwei drehbaren im Drehgestell gelagerten Torsionsstäben, pro Drehgestell halten den zulässigen Neigungskoeffizienten ein. Diese Torsionsstäbe sind über die Lenker mit dem Pendelträger verbunden. Je ein Sekundärdämpfer pro Drehgestellseite ist zwischen dem Drehgestellrahmen und der hinteren Wankstütze angebracht. Ein Drehzapfen, der mit Hilfe einer Lemniskate mit dem Drehgestellrahmen verbunden ist, ist für die Längsmitnahme des Wagenkastens verantwortlich. Die Neige-Traverse besteht aus zwei Querrohren, die über ein Verbindungsblech miteinander verbunden sind. Die beiden Querrohre sind über vier Blechträger mit einem Gussteil verbunden, in dem die Pendellager sowie der Drehzapfen integriert sind. Zur Fahrstabilisierung im oberen Geschwindigkeitsbereich wurde zwischen Drehgestellrahmen und Verbindungsblech der Neigetraverse je ein Schlingerdämpfer angebracht.

Das Fahrgestell SF 600 der Firma Siemens-SGP ist ein Fahrwerk, welches sehr hohen Fahrkomfort bietet. Es ist für Geschwindigkeiten bis zu 250 km/h und freien Seitenbeschleunigungen bis 2 m/s² ausgelegt. Dieses Drehgestell zeichnet sich vor allem durch den minimalen Rad/Schiene-Verschleiß und der Verringerung der Rad/Schienekräfte in Gleisbögen aus. Zudem sind die Wartungs- und Instandhaltungskoten bei diesem Fahrwerk sehr gering.

Die Triebdrehgestelle haben einen Fahrmotor mit einer Leistung von 250 kW je Achse, der jeweils am Drehgestellrahmen befestigt wurde. Dieser Fahrmotor ist über eine Bogenzahnkupplung mit einem einstufigen, achsreitenden Getriebe verbunden. Durch die Integration der Fahrmotoren ist es möglich, beide Radsätze des Drehgestells anzutreiben und Störeinflüsse auszuschließen. Aufgrund der geringen Raumverhältnisse im Drehgestell wurde auf Wellenbremsscheiben verzichtet. Zum Einsatz kamen Hochleistungs-Radbremsscheiben, die auch in Drehgestellen ohne Antrieb verwendet werden können. Ferner sind die Enddrehgestelle mit Antennen der Zugsicherungssysteme sowie mit Besandungsanlagen und Spurkranzschmierungen versehen.


Neigetechnik
Die Neigetechnik basiert auf die Pendolino-Technik der Firma ALSTOM Ferroviaria. Diese Neigetechnik erlaubt eine für den Fahrgast unbemerkte Neigung der Wagenkästen um bis zu 8°. Somit kann der ICE TD auch auf veralteten, kurvenreichen und nicht elektrifizierten Strecken eingesetzt werden. Wie bereits beschrieben, wurde beim ICE TD (VT 605) das Fahrwerk SF 600 der Firma Siemens-SGP Graz eingebaut. Wie die Neigetechnik funktioniert, erfahren Sie in der Baureihenbeschreibung des ICE T.