ICE 885 entgleist im Landrückentunnel am 26.04.2008

ICE 885 entgleist im Landrückentunnel wegen einer Schafherde


Eine Herde von 20 bis 30 Schafen rannten am 26.04.2008 in den Landrückentunnel (nördlich). Sie wurden durch einen Hund aufgeschreckt. Gegen 21 Uhr knallte ICE 782 (München - Hamburg) auf ein einzelnes Schaf bei 230 km/h, der ICE kam mit einer Schnellbremsung zum Stehen. Der ICE verkehrte nach einer Sichtprüfung und der Rücksprache mit dem Fahrdienstleiter signalgeführt nach wenigen Minuten weiter. Ein paar Minuten später, kurz nach dem Verlassen des Bf Fulda, knallte ICE 885 (Triebzug 111 "Nürnberg") mit einer Geschwindigkeit von 210 km/h auf die Herde. Der Triebkopf entgleiste mit dem vorderen Radsatz, in einer Weiche entgleiste der Triebkopf komplett und wurde gegen die Tunnelwand gedrückt. Das komplette Gleisbett wurde dabei zerstört. Auch der hintere Triebkopf entgleiste, 10 Wagen kippten nach Links und ragten in das Lichtraumprofil des Gegengleises. Der Lokführer gab noch einen LZB-Nothalt für das Gegengleis sowie einen Notruf ab. Nach einer halben Minute kam der Zug zum stehen, nachdem er das komplette Gleisbett im Tunnel regelrecht durchpflügte. Es kam zu erheblicher Staubbildung im Tunnel, die Beleuchtung im Zug fiel aus und die Tierkadaver sorgten für erhebliche Geruchsbelästigung. 

Im Zug befanden sich 148 Reisende, davon wurden 21 Reisende und der Triebfahrzeugführer schwer verletzt. Der Sachschaden belief sich auf über 10 Millionen Euro. 

Die Bergung der Fahrzeuge erwies sich als schwierig, da der 10.779 m lange und längste Tunnel Deutschlands nur vom Südportal aus befahren werden konnte. Die Bergung erfolgte mit Kränen aus Leipzig und Fulda sowie den Einheitsgerätewagen aus Fulda, Würzburg und Frankfurt. In den nachfolgenden Wochen nach dem Unfall war der Tunnel eingleisig befahrbar. Es wurden rund 1,6 km Oberbau erneuert. Mitte Juni 2008 war der Tunnel wieder auf beiden Gleisen befahrbar. Vom EBA wurden nach Unfallanalyse noch einige Sicherheitsempfehlungen ausgesprochen. 

Als Beschuldigter gilt in dem Verfahren nach wie vor der Schäfer, dessen Tiere vor dem Tunneleingang standen. Gegen ihn wird wegen des Verdachts des fahrlässigen Eingriffs in den Bahnverkehr ermittelt. Das Verfahren gegen den Schäfer wurde im Februar 2009 aber eingestellt. Seine Tiere waren ordnungsgemäß auf einer Weide eingezäunt gewesen. 

Beiden Lokführern der ICE 782 und 885 konnte kein Fehlverhalten nachgewiesen werden. Auch die zuvor vom Lokführer des ICE 782 abgegebene Meldung über den Zusammenprall mit einem Schaf hätte den nachfolgenden Unfall nicht verhindern können. Ein Glück war, das sich zum Unfallzeitpunkt nicht beide Züge gleichzeitig im Landrückentunnel befanden. Dies hätte bei den Geschwindigkeiten beider Züge über jeweils 200 km/h und der Entgleisung des ICE 885 ein schweres Unglück nach sich gezogen. 

Der Triebzug 111 wurde anschließend länger in Fulda abgestellt. Die Triebköpfe wurde wieder instand gesetzt und erhielten neue IGBT-Stromrichter. Sie waren dann einige Zeit lang auf Test- und Abnahmefahrten unterwegs. Mehr dazu unter ICE-Baureihen - 401.