Hamburg - Berlin: Geschichte

Geschichte der ABS Hamburg - Berlin

 

Die Geschichte der Strecke Hamburg – Berlin reicht zurück bis ins Jahr 1840. Vier Jahre später fand in Ludwigslust der erste Spatenstich statt. 1846 ging die Verbindung als eine der ersten deutschen Fernstrecken in Betrieb. Bevor aber 1846 auf der 280 km langen Strecke zwischen Berlin und Hamburg die sensationelle Reisegeschwindigkeit von 30 km/h möglich war (Reisezeit betrug etwa neun Stunden), mussten eine Reihe von politischen Hindernissen aus dem Weg geräumt werden.

Bis zu 10.000 Arbeiter waren mit dem Bau der Bahnlinie beschäftigt und nach zwei Jahren waren selbst die 20 Bahnhofs- bzw. Empfangsgebäude entlang der Strecke vorzeigbar. Am 12. Dezember 1846 wurde sie offiziell eingeweiht. Die Berliner Festgesellschaft inklusive geladener Journalisten machte sich morgens um halb sieben Uhr von Berlin aus auf den Weg Richtung Hamburg. In dem kleinen Ort Broitzenburg traf man zur Mittagszeit auf die aus Hamburg kommende Gesellschaft. Gemeinsam fuhr man nun über die bereits 1842 eröffnete Strecke der Hamburg-Bergedorfer Eisenbahn-Gesellschaft in das Zentrum der Hansestadt. Die Lokomotiven trugen prammatische Namen wie "Hanse", "Concordia", "Vorwärts", "Germania" oder auch "Amazone". Sie zogen die Personen- und Güterwagen im Auftrag der Aktiengesellschaft. Man besaß 33 Personenwagen mit 1. und 2. Klasse, 43 Wagen der 3. Klasse, vier Wagen mit 2. und 3. Klasse sowie einen Wagen für ranghohe Personen. Das Geschäft kam gut an, im ersten Jahr nutzten rand eine halbe Million Menschen die neue Verbindung. Das waren mehr als die Städte Hamburg und Berlin damals an Einwohnern zählte.

Je kürzer die Reisezeiten wurden und je besser die Anschlussverbindungen waren, um so mehr nahm auch der Personenverkehr zwischen Hamburg und Berlin zu. Innerhalb von 20 Jahren hatten sich die järhlichen Einnahmen auf ca. 890 000 Taler verdoppelt. Im Güterverkehr sah es noch besser aus, die Einnahmen stiegen überproportional. Dazu trugen auch die zunehmende Indistrualisierung und die wachsende Einwohnerzahl beider Städte bei. Auf die Aktien wurden viel Dividende ausgezahlt, das Geschäft lohnte sich immer mehr!

Im Laufe der Jahrzehnte konnte die Fahrzeit der Strecke auf unter fünf Stunden gesenkt werden. 1885 wurde die Verbindung verstaatlicht. 1932/1933 wurde ein neuer Zug auf die Schienen gesetzt. "Schnelligkeit und Eleganz" beschrieben den Dieseltriebzug TV 877 a/b, der unter dem Namen "Fliegender Hamburger" bekannt wurde. Sein markantes und luxoriöses Aussehen ist noch heute vielen Menschen bekannt, allerdings wurde die Inneneinrichtung als eher spartanisch beschrieben. Im Lehrter Bahnhof in Berlin starteten dann auch die ersten Fahrten für dieses neue Fernfahrkonzepts der Reichsbahn-Gesellschaft, der Städteschnellverkehr. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 125 km/h wird die Strecke Hamburg – Berlin in zwei Stunden und 18 Minuten zurückgelegt. Ein Tachometer zeigte den Reisenden, wie schnell der VT fuhr und sein Tempo auch hielt. Somit wurde die Reise von Hamburg nach Berlin und zurück an nur einem Tag möglich. Diese Leistung der Reichsbahn-Gesellschaft wurde propagandistisch als Beweis der Modernität der nationalsozialistischen Regierung gefeiert. Da das Paradestück der Reichsbahn auch noch kommerziell erfolgreich war, wurden weitere Triebwagen bestellt. Ein Fernschnelltriebwagen von „Fliegenden Zügen“ sollte alle wichtigen Großstädte verbinden. So war es bald tatsächlich Reisenden aus vielen Teilen Deutschlands möglich, Berlin in nur wenigen Stunden zu erreichen.

Sechs Jahre lang fuhren die legendären Züge. Ab 1939 wurden über die Strecken Soldaten und schweres Gerät transportiert. Die fliegenden Züge wurden eingemottet. Geschwindigkeit und Eleganz waren für den Frieden konzipiert und nicht für den Krieg. Durch Krieg, Demontage, Teilung und Mauerbau rückten beide Städte wieder weit auseinander, Hamburg bleibt für viele Bürger unnerreichbar. Die zeitliche Entfernung zwischen Hamburg und Berlin rutschte wieder auf das Niveau des späten 19. Jahrunderts. Erst der Mauerfall und die Wiedervereinigung schufen die Voraussetzungen für eine schnelle Verbindung zwischen beiden Metropolen. 1997 konnte zum ersten mal die Fahrzeit des "Fliegenden Hamburgers" unterboten werden.

Weitaus angemessener ist aber das Vorhaben, die alte Bahnstrecke Hamburg - Berlin im Zuge des Verkehrsprojekts "Deutsche Einheit" von Grund auf zu sanieren. In einem ersten Schritt wird die Strecke elektrifiziert und für Geschwindigkeiten bis zu 160 km/h ausgebaut. Damit ist die Bahn bereits so attraktiv für Reisenden, dass Fluggesellschaften mangels Nachfrage die Verbindung zwischen Hamburg und Berlin einstellten. In einem weiteren Schritt wurde die Strecke ab 2000 für Geschwindigkeiten bis zu 230 km/h ausgebaut. Damit ist man jetzt auch dem Auto überlegen, die Bahn hat die Nase wieder vorn.

Mit der Bahnstrecke Hamburg – Berlin verbindet sich bis heute ein Mythos von besseren Zeiten. Sie steht für Fortschritt, die Moderne, Geschwindigkeit und Wehmut. Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2004 verkehren die ICE-Züge mit Geschwindigkeiten bis zu 230 km/h. Hamburg und Berlin sind nur noch rund 1 1/2 Stunden voneinander entfernt.